Datenschutz UND Marketing Clouds? Geht!

TLDR: 2018 tritt die EU Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Datenschutzverstösse können dann bis zu 20 Mio EUR oder 4% des Jahresumsatzes kosten. Droht damit das Ende des Data Driven Marketing? Keinesfalls. Wer sich nicht auf die Endzeit-Beschwörungen der AdTech-Experten beeinflussen lässt, sondern Datenschutz respektiert und professionell angeht, der kann durchstarten. Acquisa, das Fachmagazin für Marketing und Vertrieb führte hierzu ein Interview mit uns.

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Sind Marketing Clouds eher Chance oder Risiko für das digitale Marketing?

“Für die Unternehmen sind Marketing Clouds sind Riesenchance für die Unternehmen, Ihre Prozesse effizienter zu gestalten, allerdings nicht ohne eine interne Reorganisation.
Kreations-, Content-, und Planungsprozesse dürfen nicht mehr in Mediensilos stattfinden. Wird nicht reorganisiert, sind Marketing-Clouds einfach nur unproduktive „Golfplatz-Software“. Das heisst,
dem Top-Management werden grosse Visionen erfolgreich verkauft, im Unternehmensalltag aber entstehen für sehr viel Geld nur brennende Häuser und neue Probleme. Typisches Beispiel sind Dashboards, die
10 verschiedene KPI-Systeme an einem Ort integrieren. Sie brauchen dann eben nur noch 1 Login statt 10 Logins um das ganze Chaos zu bewundern. Wer so endet hat, kein Tool-Problem – er hat ein Führungsproblem, das die Marketing-Cloud sichtbar macht.”

Und für die Nutzer?

“Für Nutzer ist Technologie nicht relevant, Datenschutz aber sehr wohl. Kein Internet-User interessiert sich für Marketing-Clouds, so wie sich auch kein Autofahrer für Motorblöcke interessiert, oder kaufen Sie Ihren nächsten Wagen wegen der Einspritzpumpe?

Was Nutzervertrauen und damit auch Marketingerfolg beeinflusst, ist ein klares und offensiv kommuniziertes Bekenntnis zum Schutz der Privatsphäre. Nur die gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzhinweise sind kein Marketingargument. “Bei uns bist du kein Datenvieh“, das wird sich zu einem USP für Premium-Produkte entwickeln.“

Wie kann Datenschutz erfolgreich realisiert werden?

“Unternehmen und Gesetzgeber müssen eine neues Verständnis von Datenschutz entwickeln. Mit Marketing Clouds werden einige Grundsätze des Datenschutzes, wie Datensparsamkeit und Zweckgebundenheit, ausgehöhlt. Man sollte sie angesichts der technischen Entwicklung durchaus in Frage stellen, eventuell auch revidieren. Das gilt aber keinesfalls für den Datenschutz generell, der wird in Zeiten von Post-Privacy-Unfug und autokratischen Tendenzen immer wichtiger. Auch Werbungtreibende haben eine politische Verantwortung für unsere Gesellschaft – beim Datenschutz können sie sie wahrnehmen.

In den Unternehmen muss der Datenschutz dringend seine Rolle wechseln. Vom Verhinderer zum Enabler, das ist allerdings leichter gesagt als getan, man denke nur an die traditionellen Rollenprobleme der IT.”

 Worauf sollten Werbungtreibende achten, wenn sie erstmals eine cloud-basierte Lösung in Betrieb nehmen?

“Zuerst einmal, dass sie bei Verstoß gegen die neuen Datenschutzbestimmungen tatsächlich erstmals Bußgelder i.H.v. 4% des Jahresumsatzes riskieren, ganz gleich welche Relativierungen heute von irgendwelchen “Digital-Experten” kommen, die entweder naiv sind, oder korrupt.

Sehr wichtig, ist es, rechtssichere Verträge über restlos alle Glieder der Datenverarbeitungskette zu schließen – das ist eine Riesenaufgabe. Dazu müssen sie intern ihre Datenschützer reorganisieren. Aus Verhinderern müssen Enabler werden. Jedes Unternehmen braucht nicht nur ein Servicecenter für Date Science, sondern auch eines für Data Compliance.”

Weiterhin wichtig:

  • Zu verstehen, dass “Cloud” nichts anderes heißt als: Anderer Leute Server – irgendwo.
  • Dass NUR innerhalb der rechtssicheren EU gehostet wird.
  • Dass Unternehmen auf gar keinen Fall Lösungen nutzen, die Google oder Facebook Zugang zu eigenen Kundendaten geben. Das wäre Selbstmord auf Raten.
  • Dass Unternehmen das Gespräch mit Ihren SAP-Experten suchen, wenn technologische Risiken für das Geschäftsmodell durch Marketing-Clouds zu bewerten sind. In diesem Umfeld können Sie auf ausreichend fundierte und seriöse Antworten hoffen.
  • Dass es keine IT-Lösung gibt, die nicht gehackt werden kann und gehackt werden wird.
  • Dass das größte Sicherheitsleck immer der User ist und es auch immer bleiben wird. (Das Passwort für Donald Trumps Twitter Account lautete übrigens bis zum 26.Januar: n9y25ah7 – sein Pressesprecher twitterte es irrtümlich beim Login.)

Den ganzen Artikel aus der Acquisa gibt es übrigens hier (pdf)