Digital Marketing Prognose 2016: “Ad Tech wird sich neu erfinden”.

TLDR: Ausblicke in die Zukunft häufen sich jahreszeitentypisch ab Ende November. Wir sind unserer Zeit voraus und schauen schon ab heute ins Digitale Marketing 2016. Mehr Prognosen werden folgen.

 

Ad Blocker gewannen 2015 erstmals Aufmerksamkeit auch jenseits der Experten-Silos.

Springers Schritt, User mit Ad Blockern auszusperren, war in jeder Wortbedeutung bemerkenswert.

Noch bemerkenswerter wird aber sein, was alles noch kommt, rund um Ad Blocking. Einen Vorgeschmack darauf geben drei Meldungen aus den letzten Tagen.

Tech Research: Adblocker werden den nächsten Entwicklungsschub auslösen

In einem hoch interessanten Artikel in der Harvard Business Review analysiert Open-Source Guru Doc Searls das steigende Konsumenteninteresse an Ad Blockern. Auslöser sind unter anderem:

  1. Die Ignoranz der Industrie im Umgang mit der “Do not Track” Konvention in Browsern
  2. Die epidemische Verbreitung von Tracking und Retargeting – ergo: das Gefühl der Konsumenten, durch Werbung belästigt zu werden, besonders und zuerst im mobilen Kanal.

Diese Zusammenhänge sind für Fachleute evident. Um sie auch Nicht-Experten nahezubringen, lässt Searls sie visualisieren. Hier anhand der Häufigkeit von Suchanfragen (was zugegebenermassen keine herausragend harte Datenbasis ist):

Hier die Daten zu Punkt 1

W20151029_SEARLS_ADBLOCKERSDONOTTRACK

Und hier die Daten zu Punkt 2

W20151029_SEARLS_2ADBLOCKINGGROWTH

 

Mozilla: Kampagne für Ad Blocking und Privacy

Just am gleichen Tag, nämlich heute, schaltet Mozilla folgende Anzeige für seinen Browser.

mozilla sag nein

 

Warum?
Umwirbt Mozilla die Nullkomma-X Prozent Tech-Nerds, die gerne an Ihren Browserkonfigurationen herumschrauben? Oder platziert man ein Spezialthema für die Nullkomma-Y Prozent Netzpolitik-Aktivisten, die sich auch gegen private Überwachung wenden?

Falsch. Es geht um ein Massenphänomen, das 2016 viele strategische Diskussionen rund um Digital Marketing bestimmen wird.

Facebook: Erklärt Ad-Blocking zum offiziellen Geschäftsrisiko

Adblocker sind seit dem 6. November, dem Tag der Veröffentlichung des Facebook Quartalsberichts, ein offizielles Börsenthema. Relevanter geht nicht.

Facebook Says Ad-Blocking Technology Could Have Impact on Sales

 

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Unsere Interpretation: Ad Tech muss 2016 neu bewertet werden

Wie auch immer Adblocker aktuell eingeschätzt werden werden, dass Ihr Einfluss auf die Entwicklung von Digital Marketing / Programmatic / Content Marketing strategierelevant ist, steht nun fest.

Bedroht sind weniger Facebook oder andere Plattform Monopolisten. Es sind vielmehr die Betreiber, vor allem aber die Nutzer (Publisher, Advertiser) von Ad-Servern, DSPs, SSPs, Retargeting Suiten, Content Marketing und Content Management Systemen mit Tracking-Funktionen.

Vor allem Medienhäuser und grosse Online-Werbungtreibende, aber auch Agenturen werden ihre Optionen neu bewerten müssen.

Alles deutet darauf hin, dass Adtech Dienstleister und anzeigenbasierte Geschäftsmodelle in 2016 unter Druck geraten werden.
Ob Wachstumsziele kassiert werden müssen, wer weiss. Sicher ist aber, dass im “Tech War” hoch investiert werden muss, um trackingbasierte Technologien funktionsfähig und statistisch relevant zu halten. Das wird kosten.

Es wird zu interessanten Kämpfen kommen, deren Ausgang nur in einer Hinsicht hin klar ist: Die Konsumenten werden ihre Sensibilität gegen belästigende Werbung, vor allem im Kontext “Mobile Nutzung”, nicht abbauen. Und sie werden jede Möglichkeit nutzen, der Überwachung durch Ad Tech zu entgehen.

Fragen? Davon gehen wir aus!